Ganganalyse

Was ist Ganganalyse?

Unter dem Begriff Ganganalyse verstehen wir die Untersuchung des menschlichen Gangbildes mit dem Ziel, Störungen und ihre Ursachen festzustellen und mögliche Korrekturmaßnahmen festzulegen. Dabei kommen verschiedene Methoden zum Einsatz, beginnend mit der Analyse durch Beobachtung bis hin zur apparativen Ganganalyse, die Videoaufnahmen, Druck- und Kraftmessungen oder komplexe Bewegungsanalysen einsetzt. Auch die beobachtende Ganganalyse, also die Betrachtung mit dem geschulten Auge des Untersuchers, kann sehr gute Ergebnisse liefern.


Bei der Ganganalyse Rotationsfehlstellungen beachten

Die Art und Weise, wie wir über den Fuß abrollen, hängt stark von dem Winkel ab, unter dem der Fuß zur Gangrichtung ausgerichet ist. Dieser “Gehwinkel” beträgt in der Regel zwischen 5 und 15° Außenrotation. Anatomische Fehlstellungen im Bereich der Hüfte oder im Bereich des Unterschenkels können dazu führen, dass der Fuß verstärkt innen- oder außenrotiert aufgesetzt werden muss. So ist zum Beispiel das bei Kindern oft zu beobachtende innenrotierte Gangbild meist in einer vergrößerten Schenkelhalsantetorsion begründet, auf die der Körper mit einer Innenrotation des Beines reagiert.

Dem entsprechend ändert sich die Druckbelastung unter der Fußsohle bei einer pedobarografischen Aufnahme zwangsläufig mit der Rotationsstellung des Fußes. Die Abbildung zeigt die selbe Person, die den Fuß bewusst verschieden aufsetzt, und so ganz verschieden Druckwerte bewirkt.

Bei der orthopädischen Versorgung des Fußes (z.B. mit Einlagen) ist es deshalb wichtig, nicht nur den Fuß in seiner anatomischen Struktur im Stehen zu betrachten, sondern seine Ausrichtung und Bewegung während des ganzen Schrittzyklus.


Ganganalyse für Fußpfleger

Die Beschäftigung mit der Funktion und die Pflege und Therapie des Fußes ist zentrales Aufgabengebiet der medizinischen Fußpflege. Gerade in der Zusammenarbeit mit Orthopädieschuhtechnikern profitiert dieser Berufsstand sehr von den Ergebnissen und Befunderhebungen, die sich im Rahmen einer Ganguntersuchung oder einer Pedobarografie ergeben.

Gerade plantare Fehlverhornungen oder Dornwarzen sind sehr oft mit plantaren Drucküberlastungen assoziiert.


3.5 Erkennen von Fehlstellungen in der pedographischen Messung
Die pedographische Messung kann dazu dienen, Fußfehlstellungen und Fußtypen zu unterscheiden, wenn die Druckverteilung während der Bewegung gemessen wird. Einzelne Fußtypen unterscheiden sich anhand ihrer Druckverteilungswerte. So zeigt der Senkfuß eine geringere Druckbelastung unter der Ferse beim Fersenaufsatz im Vergleich zum Hohlfuß. Im Bereich des Längsgewölbes weist der Senkfuß wiederum einen statistisch deutlich höheren Gesamtdruck während der mid-stance-Phase auf. Beim Abstoßen zeigen beide Fußtypen keine unterschiedliche Druckbelastung im Bereich des Vorfußes.
3.5.1 Spreizfuß
Ein Maximum der Druckbelastung im Vorfuß befindet sich beim Spreizfuß unter Mittelfußköpfchen (MFK) II, III oder IV. Oft führt das eingebrochene Quergewölbe zum Abstoßen über die Zehenstrahlen II und III. Dem entsprechend verläuft die Ganglinie zu MFK II / III und nicht über MFK I. Die starke Druckbelastung geht regelmäßig mit einer deutlichen Schwielenbildung einher.
Wenn in Folge eines starken Spreizfußes das laterale Metatarsale abgespreizt wird und rotiert, kommt es zu einem Metatarsus quintus varus. An der Basis des fünften Metatarsale entsteht durch die Verdrehung bei gleichzeitig schwach ausgebildetem Unterhautfettgewebe eine isolierte Druckstelle, die schmerzen kann (Baumgartner, 2001). Durch die Pedographie kann diese Fehlbelastung lokalisiert werden und die Weichbettung durch eine Einlage optimiert werden.